Kuhmagda

Mittwoch, 7. August 2019

Gipfelsommer Teil 2 / Regenflüeli



Die Spontanität kann die Angst vor Neuem überrumpeln. Und so ging es mir an diesem jenem Dienstag mitten in meinen Ferien. Der Sommertag war perfekt für eine Wanderung. Doch alleine den Weg auf einen Gipfel zu bewältigen war mit schon immer irgendwie nicht gegeben. Werde ich es schaffen ohne Begleitung eine Wanderung zu meistern und es zu geniessen? Zusammen macht es mehr Spass. Die gegenseitige Motivation bei Energieschwund, das studieren des bevorstehenden Wanderweges und das Lesen der Wegweiser fällt ganz alleine auch mich. Die Aussicht oben auf dem Gipfel alleine geniessen ohne es mit jemanden zu Teilen, waren alles Gründe dieses Projekt nicht in Angriff zu nehmen. Ja, ich bin ein Gewohnheitsmensch. Gewandert bin ich schon oft, aber eben nie alleine. 

Regenflüeli 1582 m.ü.M.
Kanton Luzern 

Aufstehen, Wanderroute planen (max. 10 Minute sich dafür Zeit nehmen), Rucksack packen und möglichst keinen störenden Gedanken zu lassen, das war wohl das Rezept für einen gelungen Tag. 
Dank Bus, Zug und Postauto und das Glück am Fusse der Bergwelt zu leben, ermöglichte es mir schnell an meinem Ausgangspunkt zu stehen. Das Eigental liegt am Pilatus und von dort aus ist die Wahl gross bezüglich Wanderwege. Soll ich doch einen einfachen Rundweg wählen und meine ursprüngliche Wanderung vertagen? Nein, Kuhmagda verdrängt die Gedanken und stiefelte über eine wunderbare Blumenwiese Richtung steiler Aufstieg. Der Kühle spendenden Wald kam wie gerufen. Es war heiss. Sehr heiss. Gott sei Dank bin ich früh los. Die dichte des Waldes wurde dünner und eine Wiesenfläche mit einer einsamen Alp kam zum Vorschein. Ausser ein paar Kühe, welche mich von der Stalltüre aus begrüssten, war weit und breit niemand zu sehen. Links vom Wanderweg wurde der Hausberg von Luzern sichtbar. Majestätisch tront der Pilatus über die Stadt. 
Während mir der Schweiss von der Stirn rinnt und ich immer mehr Freude an dem alleine Sein in der Natur gewinne, finde ich langsam in meinen Wanderrythums. Einer der markanten Vorteile, wenn man alleine Unterwegs ist. 
Nach einer kleinen Pause zwang mich die Hitze möglichst schnell weiter zu gehen. Der nächste Wald war sehr «luftig". Die Baumgrenze macht sich bemerkbar. Dieser letzte Teil vor dem Gipfel erinnert an Bilder aus Norwegen. So stell ich mir die Landschaft dort vor. 
Wäre ich wohl ein zwei drei Wochen später auf diese Wanderung hätte ich die eine oder andere reife Heidelbeere gefunden. An diesem Tag waren sie nämlich noch grün und ungeniessbar. 
Einen schmalen Grat führte zu dem Gipfelkreuz vom Regenflüeli. Die Aussicht war perfekt. So habe ich meinen Heimatkanton noch selten gesehen. Der Zugersee, Sempachersee, einen Teil des Vierwaldstättersees und der Rotsee sind nur einige Seen, welche von diesem Spot sich in ihrer Schönheit zeigten. Die umliegenden Bergen waren ebenfalls eine Augenweide.



Zu meinen Gefühlszustand gibt es nicht so viel zu sagen: Ich war so glücklich über den spontanen Entscheid in der Früh an diesem Morgen. 
Wie lange ich dort oben gesessen bin und die Zeit genossen habe, kann ich gar nicht mehr sagen. Die Befürchtung alleine auf einem Gipfel zu sein waren schnell verflogen. Weggezogen aus meinem Denkmuster. Vergessen!
Gemütlich ging es ein Stück auf demselben Weg wieder hinunter Richtung Eigental. Nach gut einem drittel trennte sich der Weg und ich wählte den aus, welcher ich nicht hoch gewandert bin. Die Wanderung wurde quasi zu einem Rundweg. 
Ausser drei vier Menschen ist mir niemand begegnet. Ist das Regenflüeli doch so nah von der Zivilisation und doch ist es einen einsamen Fleck. Es war toll. Ich geh wieder wandern-auch alleine - und mir brennt es schon unter den Nägeln, die nächste Route zu planen. Vielleicht gelingt es mir ja sogar einen Tag vorher den Wanderweg zu fixen und es nicht mehr so spontan anzugehen.
Im nächsten Post bleibe ich in der Zentralschweiz und nehme euch mit auf eine Wanderung in den Kanton Schwyz. Wer mir auf Instagram folgt hat vielleicht schon eine Vorahnung.

Wann hast du das letzte Mal etwas gemacht, wo du dir niemals davor hättest vorstellen können?

Herzlich 
Kuhmagda


Samstag, 3. August 2019

Gipfelsommer 1. Teil / Alp Sanaspans & Parpaner Rothorn

Die Ferienzeit-die schönste Zeit im Jahr? Nein, das kann ich so nicht mehr behaupten. Seit zwei Jahren kenne ich eine aussergewöhnliche Sonnenseite der Work-Life Balance. Keine Woche meines Arbeitsplanes ist gleich. Keine Routine findet sich in meinem Wochenplan. Die klassische fünf Tagewoche ist passe. Und gut so. Ich lebe nicht mehr von Wochenende zu Wochenende. Plange nicht auf freie Tage. Ich freu mich mittlerweile gleichermassen auf die Arbeit wie auch auf die Freizeit. Es war mir früher immer ein Graus die Wochenenden weit voraus zu planen, da ich die Zeit zur Regeneration benötige. Aktuell freu ich mich über meine neu gewonnen Energie und die Freude die Freizeit zu gestalten mit vielen schönen Dinge. 
In diesem Sinn würde ich unterschreiben können, dass die momentane Lebenssituation auf einem tollen Gipfel angelangt ist, welcher einen wunderschönen rundum Blick ermöglicht. Das Gefühl keine Zeit mehr zu haben gibt es immer weniger. 







Zur Zeit geniesse ich meine Sommerferien ganz arg fest und hab Power vieles zu unternehmen. Die Ferienzeit ist nicht mehr da zu da die leeren Batterien aufzufüllen, sie ist da um Dinge zu tun, welche dem Herzen gut tun. 

Gerne möchte ich nach und nach drei besondere Wanderungen festhalten, welche ich behutsam mit guter Erinnerungen in meine Wanderrucksack lege.

Mit der ersten Wanderung beginne ich heute.



Alp Sanaspan/ Parpaner Rothorn,
Kanton Graubünden

Auf gehts nach Lenzerheide. Ein Dorf im Kanton Graubünden. Der Sommertag fängt mit einer angenehmen Temperatur an. Genau richtig um den steilen und steinigen Weg auf die Alp Sanaspans in Angriff zu nehmen. Die Wege sind breit. Breit genug um den Blick immer wieder über die wunderbare Pflanzenwelt schweifen zu lassen, statt ihn nur starr auf den Weg zu richten. Gemütlich gehts den schattigen Weg hoch- im Rücken entfernt sich das Dorf Lenzerheide und die Häuser werden kleiner. Die Alp Sanaspans haben wir recht zügig erreicht. Die jungen Älpler beobachteten mit Adlersaugen- und mit kargen Worten, welche sie sich hin und wieder gegenseitig zu murmelten-ihre Kuhherde. Angeblich war eine Unruhe zu spüren. Auf Nachfrage wurden wir belehrt, dass die Kühe den Vollmond spüren und sich vor Übermut zu weit von der Alp entfernen. Es wurde entschieden die Kühe mittels Salz zurück zu locken. Der Ruf vom Älpler ging durch Mark und Bein. Es hat mich berührt, wie er seinen Tieren so liebevoll und klar signalisierte den Weg zurück in Angriff zu nehmen. Es funktioniert. 

Nach einem stärkendem, eisgekühlten Holundersirup führte uns der Weg-zu unserer Verwunderung-weiter Richtung Parpaner Rothorn. Ursprünglich war die Alp Sanaspans unser Endziel. Da unsere Beine uns noch weitertragen wollten und die Motivation gross war, nahmen wir die Herausforderung an. Gemächlich schritten wir über die Wiesen mit den unzähligen Alpenrosen, Thymian, Frauenmantel, Enzianen, Disteln und anderen Pflanzen. Die Luft wurde dünner, Bäume gab es nur noch vereinzelt. Einen kleinen Gletscher wurde sichtbar. Weiter stiegen wir höher und ein Bergsee überraschte uns mit unglaublich klarem Wasser. Von dort aus war unser Ziel gefühlt in nächster Nähe. Der sehr steinige Aufstieg zog sich in die Länge, die Energie ging langsam, nach knapp 6 Stunden wandern, nach und nach den Berg hinunter. Angekommen durften wir uns auf die Schulter klopfen, denn das Parpaner Rothorn hat uns von der besten Seite empfangen. Die Sicht war toll und schlichtweg ergreifend. Vereinzelte Schneefelder lassen uns wissen, dass wir an der 3000 Grenze nagen und der Winter hier oben noch seine Spuren hinterlassen hat. 
Ich bin unglaublich dankbar für diese spontane Erlebnis. Hätten wir diese Route geplant-wäre bei mir bestimmt eine schlaflose Nacht vorausgegangen. Immer wieder plagen mich die Zweifel ob ich solche Bergtouren in Angriff nehmen soll und bewältigen kann. Stehe ich auf dem Berg überkommen mich Glücksgefühle. 

Weiter gehts im nächsten Blogbeitrag zurück in meinen Heimatkanton Luzern. Ich freu mich auch bald von der zweiten Wanderung zu berichten. 

Herzlichst, 
Kuhmagda